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Ich bin doch keine Maschine. Da hat er recht, der Tim Bendzko. Nichts was lebt funktioniert reibungslos und ohne Fehler. Nichts ist 100%. Es ist schlicht nicht möglich Dauerhochleistung zu bringen. Nicht einmal für eine Maschine. Auch die hat Verschleiss. Nur lassen sich da Teile leichter ersetzen als bei uns. Leider wird das oft und gerne übersehen.

Perfektionismus wird erwartet und vorausgesetzt. Vor allem beim Umgang mit Lebewesen. Und wir urteilen schnell. Und verurteilen noch viel schneller.

 

Ich habe etwas Sorge mit der Entwicklung die ich teils sehe. Einer meiner Tabusätze ist mittlerweile: „Der Fehler liegt NIE beim Hund, sondern IMMER am anderen Ende der Leine!“

 

Ich empfinde diesen Satz ehrlich gesagt als deprimierend. Und zugleich phantastisch; leider nicht auf eine gute Weise. Er impliziert, dass Hunde beinahe göttliche Wesen sind, die keine Fehler machen. Sie sind perfekt. Sie können nie etwas dafür, dass sie handeln wie sie handeln.

 

Der Mensch allerdings; der ist Böse! Der ist schuld! Immer und uneingeschränkt.

 

Dieser, mein Tabu Satz stellt Hunde aber auch als etwas Stupides dar, das nicht fähig ist selber zu entscheiden und keinen eigenen Charakter hat. Völlig abhängig vom Mensch in seiner Handlung. Für mich Paradox.

Muss ich mich wirklich als Schuldig ansehen, wenn mein Hund nicht dem umweltkonformen Bild entspricht? Die klare und einzige Antwort aus meiner Sicht ist: „Jein“!

Dies scheint auf den ersten Blick keine klare Antwort zu sein. Und schon gar nicht eindeutig. Aber ganz sicher die einzig gültige. Nein, du kannst nicht immer etwas dafür, dass dein Hund tut was er tut. Und ja, du beeinflusst deinen Hund in seinen Handlungen. Aber auch die Umwelt, seine Hormone, seine Emotionen, sein Körper und nicht zuletzt seine Veranlagung; sein Charakter. Auch Hunde machen Fehler! Sie sind keine Götter oder Maschinen. Sie können genauso fehlinterpretieren wie Menschen das tun. Genauso wie bei uns basieren diese Fehlinterpretationen oft auf Erfahrungen; antrainierten Vorurteilen.

 

Deswegen sind alle Handlungen unserer Hunde noch lange nicht als richtig anzusehen.

 

Was mich zu einem weiteren sehr beliebten Satz über Hunde bringt. Nämlich: „Hunde lügen NICHT“. Was für ein Blödsinn. Natürlich lügen Hunde. Lügen, oder besser täuschen des Gegenübers ist eine intelligente, natürliche Strategie.

Raben tun es um ihre Nahrung vor Raub zu schützen, Singvögel schützen ihre Brut vor Fressfeinden durch Vorspielen einer Verwundung und Hunde täuschen Spielabsicht vor, um an eine Ressource zu kommen.

Alles in allem ist es also gar nicht so einfach in schwarz-weiss zu sehen. Es gibt Unmengen an Graustufen. Und Farben. Für uns in allen Regenbogenfarben, für Hunde in ihren Möglichkeiten, Farbe zu sehen. Und das ist er. Der Knackpunkt, die Crux.

 

Hunde sind Hunde und Menschen sind Menschen.

 

Wir können noch so versuchen hündisches Verhalten zu imitieren. Wir werden keine Hunde werden. Wir sind biologisch nicht dazu in der Lage. Dennoch ist ein Leben mit Hunden oft problemlos möglich. Warum? Weil Hunde und Menschen anpassungsfähig sind.

Hunde allerdings wesentlich mehr als der Mensch. Irgendwie sehen sie einen Sinn darin mit Menschen zusammen zu leben. Sei es, weil wir ein guter Nahrungslieferant sind oder ein durch Domestikation akzeptabler Sozialpartner. Darüber kann und will ich kein Urteil fällen. Denn ich bin kein Hund. Woher soll ich also wissen oder mir anmassen zu wissen, warum Hunde sind und tun was sie sind und tun?

Ich weiss das ja auch nicht von dir, der/die du gerade diesen Text liest. Obwohl wir beides Menschen sind. Wir sind alle unterschiedlich. Den einen fällt es leicht ihren Hund grösstenteils über Emotion zu führen. Den anderen fällt es schwer. Und trotzdem hängt so viel vom Verhalten des Hundes mit unseren Emotionen zusammen.

Der Perfekte Hundeführer hat seine Emotionen immer im Griff. Ist immer klar in seinen Signalen. Führt seinen Hund souverän durch alle Situationen. Denn so funktioniert es ja auch im ursprünglichen Familienverband; dem Hunderudel. Wer sich so verhält hat einen glücklichen, ausgeglichenen und zufriedenen; artgerecht gehaltenen Hund. Leider ist das die weitverbreitete Meinung.

 

Wie anstrengend! Und oh mein Gott bei mir ist das nicht immer genau so. Manchmal bin auch ich müde, traurig oder wütend. Ich bin nicht immer nur souverän. Darf ich nun keinen Hund in meinem Leben haben? Bin ich unzulänglich? Nein bin ich nicht! Ich bin ein Mensch. Keine Maschine. Und das selbe gilt für meine Hunde. Sie können genau so müde, traurig und wütend werden wie ich. Ein Grund weshalb aus meiner Sicht das Zusammenleben so lange Zeit schon funktioniert. Noch bevor Wissenschaft das Lebewesen Hund erforscht hat.

 

Wichtig für ein Zusammenleben mit Hunden ist für mich: „Kann ich dieses Lebewesen als das akzeptieren was es ist? Und kann ich Konsequenzen aus Situationen ziehen und umsetzen, um beider Leben besser zu gestalten?“

 

 

Danke fürs lesen ;-) auf Individualität, Akzeptanz und Respekt!